Ernährungssicherheit durch Innovation: Einblicke ins Wasserlinsenprojekt in Serra Talhada und Mirandiba, Brasilien
Eine Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern der GFA Consulting Group GmbH und der IAK Agrar Consulting GmbH besuchte vom 11.-13.11.2024 das innovative Wasserlinsenprojekt in Mirandiba im Nordosten Brasiliens, das im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Innovationsdialogs zur Einführung von Wasserlinsen als ökologische und pflanzenbasierte Proteinalternative in Brasilien (ITD Wasserlinse) von der IAK implementiert wurde.
Dabei wurde 2023 ein Pilotprojekt im brasilianischen Sertão eingerichtet, das pflanzliches Protein auf der Grundlage der Wasserlinse erzeugen und in eine lokale Wertschöpfungskette einführen sollte. In nur sieben Monaten ist es im semi-ariden Sertão von Pernambuco gelungen, die Wasserlinse pilothaft in die kleinbäuerliche Erzeugung einzuführen und die lokale und bundesstaatliche Institutionenlandschaft aus Forschung, Agrarberatung und lokaler Verwaltung effektiv einzubinden.
Auf ihrer Reise wollte die Delegation nun die Auswirkungen des Projekts auf die Teichfischerei und die Ernährungssicherung in der Region evaluieren sowie zukünftige Kooperationen erörtern – wichtige Schritte zur Stärkung des Rechts auf Nahrung in benachteiligten Regionen. Zudem besuchte die Delegation weitere Institutionen in Serra Telhada und Recife, die mit dem Projekt in Verbindung stehen oder davon inspiriert wurden:
- In Serra Talhada wurde das Pilotprojekt „Poço do Serrote“ besichtigt, das im Februar 2024 durch die brasilianische Regierung initiiert wurde und auf Erkenntnissen des ITD Wasserlinse aufbaut. 13 Familien, die im Zuge der Landreform angesiedelt wurden, betreiben hier eine Teichfischerei, bei der die Wasserlinse eine zentrale Rolle spielt – zur Reinigung des Wassers und als Fischfutter. Projektleiter Odilon Araújo erläuterte mit seinem Team die sozialen, technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sowie das Potenzial des Modells für eine nachhaltige Intensivierung.
- In Mirandiba besuchte die Delegation drei ländliche Gemeinden – Araçá, Cajueiro und Riacho das Pedras) –, in denen Pilotprojekte mit Teichfischerei und Bewässerung im Rahmen des ITD Wasserlinse implementiert wurden. Hier werden Fische wie z.B. Tilapia gezüchtet und das recycelte Teichwasser dient der landwirtschaftlichen Bewässerung. Ergänzt wird das System durch Solarpumpen und schwimmende Wasserlinsen-Käfige. Ein besonderes Highlight war das Projekt in Araçá, das von fünf Frauen geführt wird und so einen wichtigen Beitrag zur Frauenförderung in der Region leistet. Ein wichtiger Schwerpunkt des Projekts ist die Anbindung an das Programa de Aquisição de Alimentos (PAA), durch das die lokalen Gemeinden Einrichtungen wie das CRAS (Zentrum für soziale Unterstützung), die Cozinha Comunitária (Gemeinschaftsküche) und das Centro de Convivência (Gemeinschaftszentrum) mit Nahrungsmitteln beliefern. Das PAA trägt maßgeblich zur Ernährungssicherheit bei und unterstützt das grundlegende Recht auf Nahrung für vulnerable Gruppen, vor allem in den Quilombola-Gemeinden.
- Die Delegation traf sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Unidade Acadêmica de Serra Talhada (UAST) und der Universidade Federal de Pernambuco (UFPE), um über die Weiterentwicklung der Wasserlinsenproduktion und internationale Kooperationen zur Skalierung der Projekte zu sprechen. Dabei wurden innovative Ansätze zur Verbesserung der Produktion und nachhaltigen Nutzung vorgestellt, die agrarökologische Prinzipien stärken und das Recht auf Nahrung fördern. Professor Tercílio Calsa Júnior, ein führender Experte für Wasserlinsen, präsentierte Ansätze zur Verbesserung der Produktion und nachhaltigen Nutzung.
Die Delegationsreise demonstrierte eindrucksvoll, wie agrarökologische Prinzipien und das Recht auf Nahrung durch innovative Ansätze in ländlichen Gemeinden umgesetzt werden können. Es zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft zugleich produktiv und sozial inklusiv gestaltet werden kann.